Samstag, 4. Februar 2012

Colama - das andere Projekt

Letzte Woche war ich fuer drei Tage in unserem "Schwester-Projekt" in Colama. Colama ist eine sehr sehr arme Communidad (kann man sich gut wie ein kleines Dorf vorstellen), die in den Bergen, ca. 2 Stunden entfernt von Tipitapa liegt. Dort haben wir eine andere, aber kleinere Bibliothek, wo wir - wie auch in Tipitapa - Buecher und Spiele ausleihen. Ausserdem machen wir taeglich zwei Stunden Fussballtraining - was letzte Woche dann zum ersten Mal meine Aufgabe war.


Montag Morgen habe ich mich dann also vollbepackt mit Essen (wir kaufen Bohnen, Reis, Gemuese und auch sonst was wir so essen dort und nehmen es mit, weil die Leute dort echt sehr arm sind. Ausserdem bringen wir immer auch was Kleines fuer die Familie mit, seien es Kekse oder was anderes leckeres, was sie sich normal nicht so oft leisten koennen) mit Anja im Bus auf den Weg nach Colama gemacht. Vorbei an ueberfluteten Reisfeldern und durch einige Fluesse und andere Communidades erreichten wir ca. 2 Stunden spaeter die Communidad. Dort wurde ich schon von meinem Gastbruder Pulo (13 Jahre) erwartet und in meine Gastfamilie begleitet. Im Vergleich zu Tipitapa sind die meisten Haeuser hier noch einfacher gebaut - meist nur aus Holzbrettern mit einem Wellblechdach. In "meinem" Haus angekommen habe ich dann meine sehr liebe aber sehr schuechterne Gastmutter und meinen anderen kleinen  Gastbruder  Banano (cooler Spitzname, ha!?) (11 Jahre) kennengelernt. 


Dann ging es auch schon direkt - auf dem Pferd - in die Bibliothek. Um 4 Uhr nachmittags stand dann das Fussballtraining an. Die Jugendlichen des Dorfs zusammenzutrommeln fiel nicht allzu schwer, da wir schon laengere Zeit nicht mehr in Colama waren und die Jungs so heiss auf Fussball mit Anleitung waren. Der Platz - der eher einem Acker aehnelt als einem Fussballplatz - bietet zwar nicht die besten Bedingungen, aber wir machten das Beste drauss - denn voll motiviert sind die Jungs immer. Nach einer kurzen Aufwaermphase mit Sprints und kleinen Wettkaempfen wie Staffeln spielten wir also kleinere Uebungen mit Ball um vor allem das Passspiel zu verbessern. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen mit 20 Spielern und leider nur zwei zur Verfuegung stehenden Baellen. 


Dafuer dass die Jugendlichen - die so zwischen 16 und 25 sind - erst vor einem halben Jahr zum ersten Mal richtig Fussball gespielt und die Sportart kennen und lieben gelernt haben habe ich echt den groessten Respekt vor dem was sie schon alles gelernt haben. Klar laueft da einiges auch noch nicht so einwandfrei, aber gute Ansaetze und technische Faehigkeiten sind doch bei einigen erkennbar. 


Die groesste Herausforderung war fuer mich zunaechst mir die ganzen Namen zu merken - einfacher fiel dies durch die ganzen Spitznamen die die Jungs haben. "La Vieja" (=die Alte) fuer einen ca. 25-jaehrigen bleibt einfach leichter haengen als Miguel Anhel. Nachdem wir dann fast eine Stunde mit verschiedenen "practicas" verbracht hatten wurden die Jungs schon langsam unruhig und heiss auf ein Match - "un partido". 
Also machten wir zwei Mannschaften, ich schnappte mir die Pfeife und machte den arbitro (Schiedsrichter). Ja, ein wenig chaotisch ging es dann schon zu - die Positionen, die vorher muehevoll verteilt worden waren wurden dann doch nur selten gehalten, aber dafuer ging es bis fast zum Einbruch der Dunkelheit mit vollem Einsatz zur Sache. 
Abends sass ich noch ein wenig mit meiner Familie zusammen und wir konnten dank der electricidad, die es seit ein paar Monaten jetzt im Dorf (jippieh! - aber auch shit!, denn viele schauen jetzt den ganzen Tag nur noch fern)  gibt auch mit Licht ein Puzzle machen und vor dem Haus noch eine kleine Partie Fussball Barcelona gegen Real Madrid spielen. 


Am naechsten Tag ging es dann morgens nach den Fruehstueck wieder zu Bibliothek. Leider kamen jedoch nicht wirklich viele Kinder um zu lesen oder zu spielen. Traurigerweise bekamen wir dann noch mit wie Anjas kleiner Gastbruder von seiner Tante und seinem Vater mit einer Art Leder-Peitsche geschlagen wurde, weil er Kekse aus meiner Tasche geklaut hatte. Anja und ich liefen sofort hin und erklaerten, dass wir damit ganz und gar nicht einverstanden seien und dies keine gute Art und Weise einem Kind beizubringen was es zu tun und zu lassen hat. Dafuer ernteten wir dann nur ein hoehnisches Laecheln. Auch werden die Kinder fast nur angeschrien - es gibt kein "Danke", kein "Bitte" und erst recht kein "gut gemacht". Wirklich traurig, denn eigentlich hatten unsere Vorfreiwilligen sehr viel mit der Familie ueber diese Problematik gesprochen und viel Zeit und Arbeit investiert. Zu verinnerlicht scheint dieser grausame Umgang mit den Kindern zu sein...


Nach diesem etwas deprimierenden Erlebnis ging es in der Mittagspause dann mit Pferden zu einem nahegelgenen kleinen Bach um ein wenig zu relaxen. Um vier stand dann wieder Fussball auf dem Programm. Am naechsten morgen ging es dann auch schon um 6.30 Uhr mit dem Bus zurueck nach Tipitapa. 
Leider herrscht in Colama - so ist mein Eindruch, und auch der der anderen - eine sehr lethargische Atmoshpaehre - ja fast schon apathisch. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir weiterhin dorhin fahren, Fussballtraining machen und versuchen mehr Kinder fuer die Bibliothek zu begeistern. 


Anja's kleiner Gastbruder Rancel

Ferkelchen

Huenchen

Das Haus von Anja's Familie

Mein Gastbruder Pulo mit seinem Pferd :)

La Biblioteca



Anja - nachdenklich

Stelle zum Waschen

Pulo als stolzer Westernheld

"Auf Pferden durch die Wildnis"


Gechillte Wasserstelle

Boombe


Banano beim Kopfsprung

kleine Sprungshow


Fischli gefangen :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen